Josef Herger-Kaufmann

Josef Herger-Kaufmann (mitte) mit Edith Herger-Kaufmann (rechts) am 7. Dezember 2013 bei der Verleihung des Goldenen Uristiers durch Regierungsrat Beat Jörg (links).

Laudatio

Würdigung von Josef Herger-Kaufmann, Altdorf, mit dem Goldenen Uristier
am 7. Dezmber 2013 durch RR Beat Jörg, Bieldungs- und Kurlturdirektor des Kantons Uri

“Lieber Herr Josef Herger, liebe Frau Edith Herger-Kaufmann Liebe enge Angehörige und Freunde von Josef Herger Liebe Kunst- und Kulturschaffende Sehr geehrte Anwesende Keine Menschen ohne Kultur, keine Kultur ohne Menschen. Was ganz generell für uns alle gilt, gilt für manche Menschen ganz speziell. Sie sind voll und ganz auf die Kultur ausgerichtet, und mit ihrem Wirken tragen sie ausserordentlich stark zum Erhalt und zur Pflege der Kultur bei. Am Wirken solcher Menschen lässt sich die Kultur eines Raumes denn auch mühelos ablesen. Einen solchen Menschen wollen wir heute ehren: Josef Herger. Zeit seines Lebens hat er um sein Wirken für die Kultur in Uri nicht viel Aufhebens gemacht. Das holen wir heute ein wenig nach, indem wir ihm für sein reiches Lebenswerk im Dienst von uns allen den Goldenen Uristier verleihen – im Namen des Regierungsrats des Kantons Uri und gemeinsam mit dem Kuratorium der Kunst- und Kulturstiftung. Aber wo soll die Laudatio angesichts des reichen Wirkens von Josef Herger beginnen? Ich meine: Bei seinen Wurzeln, im Schächental. Dort, in Spiringen und auf dem Urnerboden, wuchs Josef Herger auf. Die Geschichte und Kultur dieses Tals müssen ihn stark geprägt haben. Die Jahrhunderte alte bäuerliche Kulturlandschaft, die Streusiedlungen und Höfe, die historischen Wegverbindungen: Alles ein eindrückliches Beispiel für ein bäuerliches Generationenwerk. Wer hier aufwächst, mit einem wachen Sinn für die Menschen und das Leben, der erkennt schnell den einzigartigen Wert dieser Kulturlandschaft – und die Notwendigkeit, sie zu erhalten. Im Schächental werden Wüstungen aufgedeckt, alte Bauernhäuser restauriert, historische Verkehrswege instand gehalten; jedes Heim und Geschlecht, man mag fast sagen, jeder Stein und Hügel, wird erforscht. Dank kulturbeseelten Persönlichkeiten wie Josef Herger. Beispielhaft für sein Wirken im Schächental ist die Stiftung Dörflihaus Spiringen, die Josef Herger initiiert hat. Sie nahm nicht nur das Gemeindehaus, sondern auch ein Schächentaler Talmuseum in die Planung auf. Dieses Talmuseum hat heute eine hohe Qualität – und funktioniert dank der klugen Einbindung in die Gemeindekanzlei einwandfrei. Anders als andere lokalhistorische Museen strapaziert es weder die Stiftung noch die Gemeindekasse. Oft in Eigenregie sorgte Josef Herger für das konservatorische Konzept, kümmerte er sich um die Exponate, suchte er finanzielle Mittel und sorgte er schliesslich für die Vermittlung. So auch bei andern musealen Denkmälern: beim Zielhaus der legendären Klausenrennen auf dem Klausenpass, bei der schmucken Alpkäserei auf Oberalp am Schächentaler Höhenweg oder bei der historischen Bielensäge am Eingang zum Brunnital. Der Blick allein aufs Schächental würde angesichts des breiten Wirkens von Josef Herger aber viel zu kurz greifen. Nach einem Welschlandjahr bildete er sich zum Kaufmann aus. Berufsbegleitend studierte er an der Universität Zürich Verwaltungsrecht; darüber hinaus belegte er Vorlesungen über Denkmalpflege, Heimatschutz und Kultur. Nach 16-jähriger Tätigkeit in Zürich kehrte Josef Herger als stellvertretender Direktionssekretär und Vorsteher des Amtes für Justiz zurück in die Heimat. Dort betreute er von 1971 bis 1997 auch den Kulturbereich Denkmalpflege, Natur- und Heimatschutz. Sehr früh hatte Josef Herger erkannt, dass Natur-, Heimatschutz und Denkmalpflege nicht isolierte Bereiche der Politik sein können. Mit einem ausgeprägten Sinn für das finanziell und politisch Machbare setzte er in der Kultur auf pragmatische Vorgehensweisen. So auch beim Bund. Dort konnte er hohe Beitragsleistungen auslösen und umfassend finanzielle Mittel für die Denkmalpflege in Uri mobilisieren. So flossen zwischen 1971 und 1988 rund 10 Millionen Franken an Bundesgeldern nach Uri. In die konkreten Projekte und Vorhaben vor Ort kniete sich Josef Herger entschieden und kompetent hinein. Dazu nur ein paar wenige Stichworte: Josef Herger spielte eine taktisch geschickte Rolle, als man im historischen Dorfkern von Andermatt elf Häuser abreissen wollte, nur um die historisch gepflästerte Strasse verbreitern und asphaltieren zu können. Er erhob die Hand, als man eine ausserordentliche Kirche aus der Romantik – die Seedorfer Pfarrkirche St. Ulrich und St. Verena – abbrechen wollte. Sie steht heute noch.”


Regierungsrat Beat Jörg würdigte seine kulturellen Verdienste. Josef Herger-Kaufmann verdankte die Anerkennung und erwähnte zugleich, dass zahlreiche Menschen hätten zum Erfolg mitgeholfen.

Während 25 Jahren bei der Justizdirektion Uri - dort war auch der Kulturbereich Denkmalpflege und Natur- und Heimatschutz angegliedert - durfte Josef Herger-Kaufmann nahezu alles erleben, was man sich als Generalist erträumt. Dafür verspürte er grosse Dankbarkeit. Dank gehört auch allen, die ihn in irgendeiner Form unterstützten. Vorab nach der Pensionierung dank der Pro Campagna, deren Geschäftsführer Josef Herger-Kaufmann ist. Damals wirkte als Präsident der Pro Campagna Prof. Dr. Hans P. Künzi, a. Regierungsrat, Zürich. Gelungene Projekte auch ausserhalb Uri konnten im Kulturbereich verwirklicht werden.

Über die Person Josef Herger-Kaufmann und die kulturelle Tätigkeit hat Nikolaus Jud, Stud. Masch. Ing. ETH, Grosskind von Josef Herger-Kaufmann, eine 45-seitige Maturarbeit geschrieben. Sie ist im Staatsarchiv Uri zur Einsicht verfügbar.